Zweiter Himmel – Raquia – Der Vorhof zur himmlischen Hölle – Teil 2

Nachdem der Rundgang durch den Zweiten Himmel abgeschlossen ist, soll nun eine ausführliche Beschreibung der Straflager und Haftbedingungen erfolgen. Den Sündern dieser Welt – und vielleicht auch anderer Fantasy Welten, sei vielleicht angeraten, sich schon zu Lebzeiten über seine Verfehlungen Gedanken zu machen. Besser wäre natürlich sich immer anständig zu verhalten, um manch schreckliches Schicksal abwenden zu können. Der angenehmere Weg wäre die zeitlich begrenzte Inhaftierung auf der linken Seite von Raquia. Die Möglichkeit durch den rechten Gang der Festung durch die Zitadelle geschickt zu werden, sollte man besser von Anfang an ausschließen.

Das hohe sanfte Tal der bekennenden Sünder

Fällt die Entscheidung für Links, können die Sünder aufatmen. Hier erwartet sie das hochgelegene Tal, wo sie noch einmal ordentlich über ihre Sünden nachdenken können. Meist sind sie sich über ihre Fehler im Klaren, nur haben sie es zu Lebzeiten versäumt, sich bei den Wesen oder Menschen zu entschuldigen, denen sie Unrecht angetan haben und sind auch vom Leben selber nicht bestraft worden. Schnell wird den Sündern klar, wie unverantwortlich sie sich auf der Erde aufgeführt haben.

Ihr Wehklagen und Jammern zieht wie ein trauriger Gesang über das ganze Tal. Erleichtert wird ihnen die Erkenntnis durch das Fehlen von Essen und Trinken und auch jede Art von Komfort wird ihnen im zweiten Himmel verweigert. Nach einigen Tagen sind sie soweit, dass ihre seelische Endreinigung beginnen kann.

Ein Feuersturm fegt über sie hinweg und reißt alle Sorgen, Qualen und Sünden von ihnen fort. Da die Seelen geständig sind und ihre Vergehen einsehen, empfinden sie den Feuerwind eher wie eine erfrischende Desinfektions-Dusche, die sie auch im Prinzip ist. Der Wind formt sich danach zu einem Fluss und ergießt die Sammlung der Sünden mit einem hellen leuchtenden Feuerstrom in den Feuersee.

Nachdem die Sünder der linken Seite gereinigt und frei von jeder Schuld sind, werden sie von den Wächtern abgeholt und zu ihrer Verurteilung vor das Jüngste Gericht zitiert. Ihr Weg führt dann durch die Festung hindurch zur goldenen Tür, wo sie auf direktem Weg in der Glasröhre zurück in den Ersten Himmel befördert werden, um dann die große Treppe in den Siebten Himmel hinaufzuschreiten.

Dort werden ihnen von den acht Richtern des Jüngsten Gerichts ihre Taten und ihr Lebenswandel auf Erden vorgelegt und das Urteil bekannt gegeben. In diesem Fall heißt das Urteil: Dritter Himmel. Und den Seelen wird erst klar, was das bedeutet, wenn sie die Pforte zum Dritten Himmel durchschritten haben. Sollte das Jüngste Gericht, sich für die völlige Unschuld eines Sünders entscheiden, so hieße das Urteil: Vierter Himmel.

Der Schlund der Vorhölle - die Stätte der bösen Sünder und gefallener Engel

Werden die Sünder allerdings nach rechts geführt, haben sie größte Verfehlungen begangen und diese nie auch nur andeutungsweise bereut.

Die Sünder der Erde und Fantasy Wesen, die vorher nicht im Himmel beschäftigt waren, erwartet ein Straflager und Gefängnis der schlimmsten Art. Vor dem steinernen Deckel mit dem dem kreisrunden Siegel werden die Sünder gesammelt. Nachdem der autorisierte Wächter das Siegel geöffnet hat, werden alle in eine abgrundtiefe Grube gestoßen. Unten werden sie schon von den grausamsten Dämonen sehnsüchtig erwartet. Die Dämonen sind keine geringeren als die gefallenen Engel, die eingefangen werden konnten und nun hoffnungslos auf ihre Befreiung warten.

Unerträgliche Hitze, stinkende Dämpfe, scharfe glühend heiße Felsen und säurehaltige Seen erwarten den Sünder. Hier unten im tiefsten Teil der Grube ist das Fegefeuer auf Dauerbetrieb gestellt, denn Erzengel Raguel, der Engel der Buße, gibt nie die Hoffnung auf, dass selbst der bösartigste Sünder zur Einsicht bekehrt werden kann. Der Feuerfluss, der sich aus diesem Fegefeuer ergibt und auch in den Feuersee geleitet wird, ist von grünlich-gelber Farbe, die sich im Wirbel des Feuersees mit dem Strom der linken Sünderseite vermischt.

Die schon seit langer Zeit eingekehrkerten gefallenen Engel haben alles von ihrer einstigen Herrlichkeit verloren und vegetieren nun größtenteils als hirnlose Monster in der Grube vor sich hin. Sie haben vor Verzweiflung über ihre Gefangenschaft den Verstand verloren und übrig geblieben ist nur die Lust am Quälen. Erzengel Raguel ist der felsenfesten Überzeugung, dass diese Entwicklung der gefallenen Engel ein abschreckendes Beispiel für die Sünder der Erde ist. Er hofft, dass sie doch noch bereuen könnten und damit einen anderen Weg als die totale Vernichtung im Reich der Toten zu erwarten haben.

Von den wahnsinnigen Monstern und Dämonen werden diese Sünder gequält und gefoltert. In dieser Vorhölle werden die Sünder fortwährend mit ihren eigenen Taten bestraft. Die Habgierigen bleiben an Felsbrocken oder anderen Materialien kleben und werden sie nicht mehr los, wohin sie sie auch immer bewegen und verstecken. Mörder werden wieder und wieder von ihren Peinigern zerhackt und zerstückelt und erleben immer wieder den körperlichen Schmerz, den auch sie ihren Opfern angetan haben.

Das Geheimnis dieses Gefängnisses ist die Illusion. Eigentlich ist der Ort gar nicht so fürchterlich und einfach nur stockduster, doch dem Sünder werden immer wieder seine eigenen Taten vor Augen geführt und erst, wenn er das erkennt, wird er aus diesem Ort der Dunkelheit wieder herausgeführt und kann seinen Gang zum Jüngsten Gericht antreten. Ohne das Erkennen und Verstehen seiner Sünden würde er die Gerechtigkeit des Urteils nicht begreifen.

Manchmal dauert es viele Jahre bis ein Sünder aus dieser Grube zur Urteilsverkündung vor das Hohe Gericht geladen wird und falls er nicht wahnsinnig geworden ist, wird er irgendwann wieder in die Festung geholt und in den mittleren Gang mit den zwei Türen geführt. Unter äußerst glücklichen Umständen darf er die goldene Tür durchschreiten und den würdevollen Weg zum jüngsten Gericht antreten. Doch die Uneinsichtigen werden durch die mehrfach gesicherte rechte Stahltür gestoßen und auf direktem Wege in die himmlische grausame wahre Hölle befördert.

Diese Grube, die auch Vorhölle, Limbus oder das Schattenreich genannt wird, hat eine verhängnisvolle Vergangenheit, die überhaupt zu den gewaltigen Sicherheitsmaßnahmen des zweiten Himmels geführt hat.

Geschichtliches und Vergangenheit des Zweiten Himmels

Als Luzifer sich aus Selbstgefälligkeit und Stolz gegen den obersten Chef erhob und auch andere Engel dazu verführte, mit den Regeln zu brechen, brach im Himmel Krieg aus. Der Krieg des Zorns wurde er genannt, und im Verlaufe seiner Schlacht wurden von den aufrechten und treuen Engeln nahezu alle der gefallenen Engel und deren Fürsten eingefangen. Sie wurden dazu verurteilt an einem Ort der Finsternis – in der Grube auf Raquia – auf ewig verdammt zu sein.

Niemand hatte allerdings damit gerechnet, dass es von den Verdammten einige gab, die den Qualen in der Grube widerstehen konnten und nicht ihren Verstand verloren. Als die bösen menschlichen Sünder ebenfalls in die Grube geworfen wurden, versprachen ihnen einige der gefallenen Engel – inzwischen zu Dämonen geworden – die Freiheit.

Die Dämonen erklärten den Sündern, dasss sie sich reuig zeigen müssten, um den Weg zum jüngsten Gericht antreten zu können. Wenn die Sünder dann abgeholt und zur goldenen Tür geführt werden, könnten sich die Dämonen unerkannt von den Wachen dazu gesellen. Mit einem Rutsch wären sie dann wieder im Ersten Himmel und könnten von dort wieder zur Erde fliehen.

Mit aller Verführungskunst versprachen die Dämonen, bei einer geglückten Flucht, den Sündern zurück in das Reich der Lebenden zu helfen. Sie erzählten allerdings nicht, dass dort unten in der irdischen Hölle Satan auf sie warten würde, um seine Armee des Bösen unaufhörlich zu vergrößern.

Satan ist kein geringerer als der ehemalige Erzengel Luzifer, dem schon während des Krieges die Flucht gelang. Er verbündete sich mit den uralten Dämonen der Erde und wurde aufgrund seiner großartigen strategischen Fähigkeiten ihr oberster Anführer. Mit ihnen bereitet er das Ende aller Tage vor, um das unzerbrechliche Siegel zu öffnen und seine dunklen Legionen aus ihrem Gefängnis zu befreien.

So wie er schon als Luzifer andere Engel mit seinen Versprechungen und Listen auf seine Seite ziehen konnte, ist ihm das auch als Satan mit den Menschen und vielen Fantasiewesen gelungen. Empfänglich für seine Verführungen wächst die Zahl der Bösen immer mehr. Dank der Hilfe seiner Verehrer und Anhänger, kann Satan seine Dämonen frei zwischen Himmel und Erde hin und her reisen lassen.

Als die oberste Himmelsleitung diese Täuschungsmanöver durchschaute war es allerdings schon zu spät. Die reisenden Dämonen konnten nicht mehr aufgehalten werden. Deshalb wurden die Sicherheitsmaßnahmen im Himmel dramatisch verschärft. Die Zahl der Wachen wurde verdoppelt, die Zitadelle wurde gebaut und neben der golden Tür wurde die dicke eiserne Sicherheitstür angebracht. Schlimmste Sünder und gefallene Engel bekamen nun überhaupt keine Möglichkeit mehr, den Ersten Himmel wieder zu sehen. Das ganze Beförderungssystem aus dem Ersten Himmel,  durch die anderen sechs Himmel ist ein Produkt dieser Vorsichtsmaßnahmen.

Damit der Himmel vor weiteren Täuschungen durch Dämonen geschützt ist, wurde der Dritte Himmel erschaffen. Was einen dort erwartet und wie es in diesem Bereich aussieht, erfahrt ihr im Bericht über den Dritten Himmel.