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Die Sonnengöttin Amaterasu's wird von ihrem kleinen Bruder geärgert

Die Verzweiflung der Sonnengöttin Amaterasu

Scheinbar war die Wut von Susa-no-o keine kurzfristige Angelegenheit. Wo auch immer er auftauchte, gab es Ärger. Er entwurzelte Bäume, zerstörte Gebäude und trampelte auf den zarten Reisfeldern herum. Das Geschwisterverhältnis zwischen Susa-no-o und Amaterasu verschlechterte sich immer mehr, denn die Sonnengöttin hatte für die Ausraster ihres kleinen Bruders kein Verständnis. Um ihn etwas zu beruhigen hatte sie ihm die gemeinsame Herrschaft im Himmel angeboten, doch Susan-no-o's Unversöhnlichkeit ging ihr irgendwann ganz mächtig auf die Nerven.

In gemeinsamer Absprache mit ihrem Vater Izanagi, wurde Susan-no-o aus dem Himmel verbannt. Außer sich vor Wut häutete Susan-no-o ein kleines scheckiges Ponny und schleuderte die Haut durch ein Strohdach in die Webhalle von Amaterasu. Susan-no-o betrat danach auch noch die Halle und beschmutzte sie mit Unrat und seinen Körperflüssigkeiten, denen er sich dort entledigte. In der Halle webte Amaterasu mit ihren Freundinnen die Gewänder der Götter und die Muster der Welt.

Amaterasu war so erschrocken und entsetzt von Susan-no-o's Handlung, dass sie voller Panik die Flucht ergriff und sich in einer Höhle versteckte. Sie verschloss die Höhle mit einem großen Stein und Erde und Himmel versanken in Dunkelheit. Es herrschte wieder das Chaos, denn nichts wuchs mehr und böse Geister trieben ihr Unwesen.

Wie man Sonnenlicht aus einer Höhle lockt

Langsam bekamen die anderen Götter Panik und versuchten mit allen Mitteln Amaterasu wieder aus der Höhle zu locken. Gutes Zureden half nicht, Bitten und Betteln auch nicht. Die anderen Götter mussten sich also etwas einfallen lassen. Zunächst ließen sie einen Hahn ständig krähen, um eine Morgendämmerung vorzutäuschen. Amaterasu hätte neugierig und verwundert aus der Höhle kommen müssen, denn nur sie konnte die Sonne erstrahlen lassen. Sie kam aber nicht.

Als letzte Verzweiflungstat befestigte der weise Gott Omohikane einen Zauberspiegel im Geäst vor dem Höhleneingang und bat die Göttin der Morgenröte – Ama no Uzume – auf einem umgedrehten Sake-Fass (Sake = Reiswein) einen fröhlichen Tanz aufzuführen. Uzume ließ sich nicht lange bitten und legte ausgelassen und enthemmt mit einem fröhlichen Tanz los. Als sie auch noch anfing sich verführerisch zu bewegen, aber mit sehr viel Komik, begannen die anwesenden acht Millionen Götter laut zu lachen. Der ganze Himmel bebte und Amaterasu wurde scheinbar doch sehr neugierig.

Ganz vorsichtig öffnete sie die Höhle einen spaltbreit und fragte die Götter, was dort los sei und warum alle lachten. Ausgelassen antwortete ihr Uzume: " Wir feiern, weil es eine Göttin gibt, die noch heller strahlt als Du!" Amaterasu schob den Stein noch etwas weiter weg vom Höhleneingang und blickte direkt in den Zauberspiegel. Verwundert betrachtete sie ihr eigenes Spiegelbild und erkannte sich selber nicht, da sie noch nie ihr Spiegelbild gesehen hatte.

Diesen Augenblick nutze Omohikane, ergriff ihren Arm und zog sie von der Höhle fort. Schnell ergriffen andere Götter ein heiliges, aus Stroh geflochtenes Seil und verschlossen den Höhleneingang für alle Zeiten. Der Plan der anderen Götter ging auf. Amaterasu hatte sich durch das Gelächter der Götter und ihrem eigenen wunderschönen Spiegelbild in die Welt zurück locken lassen und blieb dort für alle Ewigkeit – denn seitdem hat uns die Sonne nicht mehr verlassen.