Zweiter Himmel – Raquia – Das Wartezimmer zum Jüngsten Gericht – Teil 1
Der zweite Himmel trägt den Namen Raquia, was im hebräischen soviel wie „weites Firmament“ bedeutet. Erzengel Raphael regiert Raquia und eine seiner vielen Pflichten besteht darin, Monster und Dämonen daran zu hindern, sich frei durch die Himmel zu bewegen.
Erzengel Raguel ist der Hauptwächter des zweiten Himmels und er befehligt alle anderen Wächter und Engel. Überhaupt, in diesem zweiten Himmel gibt es nur Wächter, sehr strenge Wächter, und Sünder. Wenn ein Engel nicht unbedingt in den zweiten Himmel muss, dann meidet er diesen Bereich, denn es ist ein Ort der Qualen und der Traurigkeit.
Alle Sünder werden hierher geführt und müssen für ihre schlechten Taten zu Lebzeiten büßen. Dieser Zweite Himmel ist auch das Wartezimmer für das jüngste Gericht. Je nachdem wie schnell die Sünder einsichtig werden, dauert ihre Aufrufung für die Urteilsverkündung lange oder ist von kürzerer Zeitdauer.
Landschaft des Zweiten Himmels – Rundgang durch die Welt der Ewigen Dunkelheit
Erreicht man nach dem Weg über die Wendeltreppe aus dem Ersten Himmel den Eingang in den Zweiten Himmel, so steht man vor einem schweren großen Eisentor. Vier Engelwächter bewachen dieses Tor und ein unentdecktes Rein- oder Raus-Kommen ist fast unmöglich.
Nachdem man dieses Tor durchschritten hat, schließt es sich mit einem schrillen lang gezogenen Quietschen. (Wer schon einmal einen Fingernagel über eine Schreibtafel kratzen gehört hat und dabei eine unangenehme Gänsehaut bekam, kann sich ungefähr dieses Geräusch vorstellen).
Zunächst begrüßt ein gewaltiges schwarzes Firmament mit tausenden wirbelnden Sternen, die wie leuchtende Fackeln im Himmel thronen, den überwältigten Betrachter. Es herrscht ewige Nacht auf Raquia und es wird dort niemals Tag. Das Firmament erstreckt sich über den kompletten zweiten Himmel. Vom Tor aus führt ein gerader Weg in ein weites Tal hinein. Keine Pflanzen, Büsche und Bäume verschönern die Landschaft. Nur trostloses Ödland zieht sich in unendlicher Weite dahin. Bizarre dunkle Felsen markieren den äußeren Rand von Raquia und nur der schwache Schein der Sterne zeigt die Silhouette dieser Grenze.
Nach einigen hundert Metern beginnt eine Brücke mit stetiger Steigerung den Weg fortzuführen. Sie spannt sich über einen großen, weiten Feuersee. Die Oberfläche des Sees brodelt und blubbert und stinkende Rauchsäulen aus Schwefeldampf klettern aus den Seetiefen empor. In der Mitte des Sees kreist ein riesiger, immer kleiner und schneller werdender Wirbel, der sich trichterförmig zu seinem Mittelpunkt nach unten wölbt. Mit tosender, herabstürzender Gewalt ergießt sich der Feuersee durch eine kleine Luke nach unten als Fluss in das Binnenmeer des ersten Himmels.
Nach Überquerung der zweiten Hälfte des Feuersees, endet die Brücke und geht wieder in einen Pfad über. Links von diesem Pfad erstreckt sich ein weiteres Tal, aus dem ein schwaches Gesumme aus Wehklagen und Weinen zu hören ist. Das Tal ist sanft von Sternenlicht eingehüllt und könnte fast als romantischer Ort bezeichnet werden. An diesem Ort werden die reumütigen Sünder untergebracht.
Zur rechten Seite des Pfades allerdings erhebt sich ein Wall alles erstickender Dunkelheit. Nicht das geringste Sternenlicht durchdringt diese Dunkelheit, die in einen nicht enden wollenden Abgrund hinunter stürzt. Aus diesem Abgrund ertönen, schaurige Schreie und Laute von unsagbarer Qual und Pein. Dieser Abgrund beherbergt Dämonen, gefallene Engel und die Sünder, die sich keiner Schuld bewusst sind und zu Lebzeiten wirklich schlimme Dinge getan haben.
Die Festung der Engel - die Sicherheitsanlage für die Gefängnisse der Sünder
Der Pfad endet schließlich vor einer großen Festung. Hoch und bedrohlich versperrt sie die Sicht auf das Dahinterliegende. Graue Mauern mit unzähligen Schießscharten umgeben die Festung und hohe schmucklose Türme ragen überwachend aus dem Komplex heraus. Den Eingang der Festung, eine stählerne Zugbrücke, bewachen 16 streng und mitleidlos blickende Wachen der Cherubim.
Hinter der Zugbrücke wendet sich ein Gang nach links, der vor einer schweren Gittertür mit einem beeindruckenden Hängeschloss endet. Ebenso von der Zugbrücke aus, wendet sich im Inneren der Festung ein Gang nach rechts, der zunächst durch eine mehrfach gesicherte Zitadelle führt, die bei jedem Durchlass mit weiteren Türen gesichert ist und schließlich vor einem kleinen steinernen Deckel in der Wand endet. Der Stein ist von einem merkwürdigen grünen Schimmern umgeben und es heißt, er wäre unzerbrechlich. Das Rätselhafte an diesem Steindeckel jedoch, ist ein kreisrundes Siegel mit eigenartigen Zeichen und Zahlen, das nur mit reiner Willenskraft geöffnet oder verschlossen werden kann. Ein riesenhafter Wächter der Cherubim steht hier davor und erweckt den Eindruck, dass man sich besser nicht mit ihm anlegen sollte.
Durchschreitet man die Festung nach Betreten direkt geradeaus, mündet der Gang vor zwei nebeneinander platzierten Türen. Die linke Tür ist von strahlendem Gold mit wunderschönen Verzierungen und drei aufwendig gearbeiteten Schlössern deren Schlüssel drei unterschiedlichen Wächtern zur Verantwortung übergeben sind. Ähnlich wie bei einem Banktresor müssen die drei Wächter, in einer jeden Tag anders verlaufender Reihenfolge, diese Schlösser aufschließen, um die Tür zu öffnen. Die andere rechte Tür, ist erkennbar zu einem späteren Zeitpunkt angebracht worden und zeigt die Merkmale einer Hochsicherheitstür mit zwei schweren eisernen Riegeln und einem großen schweren Rad.
Zuständigkeitsbereich des zweiten Himmels
In den zweiten Himmel kommen die Sünder der Erde und die gefallenen Engel, die sich rebellisch gegen ihren obersten Chef verhalten haben. Es handelt sich in diesem Himmel Raquia um so etwas Ähnliches wie eine Verwahrungsanstalt während der Untersuchungshaft und je nach Art der Vergehen wird mit den Sündern auch unterschiedlich verfahren.
In der Festung werden die Sünder nach Vorlage ihrer Einweisungspapiere entweder nach rechts oder links geführt. Welche Qualen und Strafen sie dort über sich ergehen lassen müssen folgt im zweiten Teil der Beschreibung über den Zweiten Himmel.