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Die Weltesche Yggdrasil und ihre neun kosmischen Welten

Yggdrasil - der Kosmos der Germanen

Odin und seine Brüder waren mit ihrer Schöpfung des Kosmos sehr zufrieden. Die beiden Menschen Ask und Embla entwickelten sich prächtig. Sie gründeten eine Familie, die der Anfang des ganzen Menschengeschlechts werden sollte und sorgten für reichhaltigen Nachwuchs. Die Götter hatten ihnen die Verantwortung für die Tiere und Pflanzen gegeben und Ask und Embla nahmen ihre Aufgabe sehr ernst.

Auch das gerettete Riesenpaar Birgelmir und seine Frau wurden die Stammeltern einer neue Dynastie von Riesen. Sie lebten friedlich unter den Menschen und vermehrten sich innerhalb von kürzester Zeit. Die Zwerge machten es sich auf Midgard ebenfalls gemütlich und sorgten für einen enormen Anwuchs ihrer Stämme. Man mochte sich und verband sich. Die Zwerge sahen sich auch gerne mal bei den Elfen um und gingen Ehen oder Liebschaften mit ihnen ein.

Die friedlichen Riesen – besonders die Riesenfrauen – hatten oft auch nichts gegen eine Verbindung mit einem der Götter einzuwenden. Die Götter selbst, waren auch nicht zu wählerisch. Die Asen vermehrten sich untereinander, doch auch mit dem anderen Göttergeschlecht, den Wanen (auch Vanen genannt), gingen sie Bündnisse ein und teilten Tisch und Bett mit ihnen. Es heißt, dass es die Wanen schon vor den Asen gab. Die Wanen waren Erd- und Naturgötter.

Die neue Welt verankerte sich immer stabiler im Kosmos, denn ein Baum (geschaffen aus den Haaren und Wimpern des erschlagenen Riesen Ymir) wuchs schneller und höher als alle anderen. Sein oberstes Blätterdach reichte weit in den Himmel hinein und war von Midgard aus, gar nicht mehr zu sehen. Die Wurzeln dieses Baumes – eine Esche – stießen hinab in unvorstellbare Tiefen. Wie vielen anderen Dingen auch, gaben die Götter diesem Baum einen Namen: Yggdrasil sollte er heißen. Diese Weltenesche sollte fortan als Lebensbaum und Achse des Kosmos fungieren.

Die drei Welten der Erde

Obwohl zunächst die Entwicklung der Lebewesen zur vollsten Zufriedenheit von Odin verlief, blieb es nicht immer so. Je voller Midgard wurde, desto häufiger kam es auch zu Zank und Streit zwischen den unterschiedlichen Lebewesen. Es wurde eng und jede Rasse beanspruchte ein eigenes Reich. Die Riesen wurden immer aufdringlicher und schreckten auch nicht davor zurück, die Menschen zu verängstigen und zu schikanieren. Da musste schnellstens eine räumliche Trennung her. Odin hatte noch die Augenbauen des Riesen Ymir übrig und drapierte sie als geschlossenen Schutzwall aus Wäldern und Flüssen um Midgard. Dahinter umfloss der Ozean ganz Midgard. Außerhalb dieser zwei Kreise im Nordosten schuf Odin das Land Jötunheim und siedelte dort die Riesen an. Für den Anführer der Riesen, Utgardaloki, wurde noch eine Region eingerichtet, die sich Utgard nannte und mit einer starken Festung bestückt wurde. Von hier aus regierte Utgardaloki mit seinem Stab das Volk der Riesen.

Fast hätte Odin Muspelheim vergessen. Das Feuerland war nach der Erschaffung des Kosmos nicht verschwunden. Es konnte nur leicht in Vergessenheit geraten, da der dort herrschende Feuerriese Surt und sein Volk, sich weder für die Menschen noch für die Götter interessierte. Odin platzierte Muspelheim ebenfalls außerhalb des Schutzwalls und des Ozeans. Im Südwesten war er sich sicher, konnte die Feuerwelt keinen Schaden anrichten und eine Gefahr für die anderen Lebewesen bedeuten.

Die Reiche der Unterwelt

Als Yggdrasil so gigantisch heranwuchs, schnappten sich seine drei starken Wurzeln das Eisland Niflheim und zogen es mit in die Tiefe. Am Knotenpunkt der Wurzeln ist Niflheim nun gut verankert und wird von einer Wurzel nochmal besonders eng umschlungen und festgehalten. Niflheim wird als Totenreich von der Göttin Hel regiert. Die Leichen, die nicht mal das Totenreich überleben, werden auf ganz natürliche Weise entsorgt. An der Spitze, ganz unten, dieser dritten Wurzel, lebt der Drache Nidhöggr (auch als Schlange oft beschrieben). Er ernährt sich von dem Leichenfleisch der Verstorbenen und knabbert unheimlich gerne von der Wurzel, um den Baum damit zu zerstören. Dies schädigt natürlich Yggdrasil, aber auf der anderen Seite sorgt dieser Tatbestand dafür, dass die drei alten Nornen nicht arbeitslos werden. Die Nornen sind drei alte Frauen - Urd, Verdandi und Skuld (Schicksal, Sein und Werden) – die über das Schicksal aller entscheiden. Doch sie heilen auch die Wunden von Yggdrasil und wässern die Weltenesche mit dem Wasser der drei heiligen Quellen.

Die drei Quellen entspringen direkt unter je einer Wurzel von Yggdrasil. Unter der Wurzel von Nifelheim brodelt die Quelle Hvergelmir. Sie ist zwar giftig, doch spendet sie Hel ein bisschen Wärme in ihrem eiskalten Reich. Aus Hvergelmir entspringen alle Flüsse des Kosmos. An der zweiten Quelle – die Quelle des Schicksals, Urd – leben die Nornen. Mit diesem Wasser besprenkeln sie regelmäßig die angeknabberten Wurzeln und heilen die Wunden. Die dritte Quelle wird auch Brunnen des Mimir genannt. Aus ihr fließen Wissen und Weisheit. Um davon zu trinken, muss man einen hohen Preis bezahlen. Dazu mehr bei den Erzählungen über Odin.

Über Niflheim, aber noch unterhalb von Midgard, entstand die Region Nidavellir. Hier lebten zunächst gemeinsam die Zwerge und Dunkelelben in Steinhöhlen und Erdtunneln. Doch diese beiden Völker kommen nicht besonders gut miteinander aus. Die Zwerge meiden den Kontakt mit den Dunkelelben wo es nur geht. Es lag also nahe noch eine weitere Region einzurichten. Svartalfheim wurde die Heimat der Dunkelelben und liegt wahrscheinlich etwas über Nidavellir – dem Reich der Zwerge.

Eigentlich war die Unterwelt damit vollkommen ausgebaut. Doch im Laufe der Jahrhunderte bekamen die Wanen und die Asen arge Probleme miteinander und die Wanen richteten sich über Nidavellir und Svartalfheim, direkt unter Midgard noch eine Zweitniederlassung von Wanaheim ein. Der Wanenanführer Njörd lebt in der eindrucksvollen Hafenanlage Noatun. Dadurch hat er einen relativ kurzen Arbeitsweg, denn hauptberuflich ist er als Meeresgott tätig.

Die himmlischen Reiche

Nun waren fast alle Rassen versorgt und hatten ihren eigenen Lebensraum, nur die Asen, Wanen und Lichtelfen hatten noch nicht den richtigen Platz. Eigentlich hätte Odin ganz gerne unter den Menschen gelebt, denn er mochte seine Kreation und half ihnen gerne bei der Weiterentwicklung. Doch es war laut und voll auf Midgard und für Regierungsgeschäfte einfach nicht geeignet. Zu den Riesen nach Jötunheim wollte er auch nicht, es hätte ihn zu sehr an seine unglückliche Kindheit erinnert. In der Unterwelt war es ihm zu dunkel, zu kalt und zu ungemütlich.

Aber ganz oben in den Baumwipfeln war noch Platz und so erschuf Odin das sagenhafte Asgard. Asgard war zunächst eine riesige Region aus Palästen. Jeder Gott hatte seinen eigenen und das waren inzwischen ja auch nicht wenige. Die Paläste waren umgeben von immergrünen Wiesen und Wäldern, artenreichen Baumplantagen, fruchtigen Äckern und saftigen Weiden. Das Göttergeschlecht der Wanen lebte gemeinsam mit den Asen in dieser Region. Doch wie bereits erwähnt, entwickelte sich die direkte Nachbarschaft als sehr schwierig und irgendwann sogar feindlich. Odin zog um Asgard eine dicke uneinnehmbare Mauer und die Wanen gründeten außerhalb der Reichweite von Asgard Wanaheim.

Nun blieben nur noch die lieblichen Lichtelfen übrig. Da sie zu den besonderen Schützlingen der Wanen gehören, sorgten diese für einen guten Platz im seitlichen Geäst unterhalb von Asgard und Wanaheim. Hier haben die Lichtelfen eine gute Übersicht über Flora und Fauna und können jederzeit ihre Aufgabe als Beschützer der Natur ausüben. Das Reich dieser Elfen heißt Lichtelfenheim.

Odin war zufrieden mit der Aufteilung des Kosmos. Nun fehlte ihm nur noch eine sichere Verbindung zwischen dem Königreich Asgard und Midgard. Aus drei geflochtenen Feuersträngen ließ er die Regenbogenbrücke Bifröst bauen und koppelte sie mit dem einen Ende als Ein- und Ausgang an die göttliche Königsburg und mit dem anderen Ende an Mitdgard. Um sicher gehen zu können, dass keine Unbefugten, wie Sterbliche und kampflustige Riesen, die Brücke überqueren konnten, suchte Odin nach einem geeigneten Wächter. Der Gott Heimdall schien am geeignetsten zu sein. Mit seinem Schwert Höfud bewacht er furchtlos den Weg und bei Gefahr warnt Heimdall die anderen Götter, indem er in sein Horn Gjallar bläst.

Die Geschöpfe von Yggdrasil

Außer dem niederträchtigen und boshaften Drachen Nidhöggr hausen noch andere wichtige Kreaturen in Yggdrasils Geäst. Sie gehören zur Nachrichten-Crew von Odin. Ganz oben, über Asgard und dem Himmel, wo die Äste ein schützendes Blätterdach bilden, nistet der allwissende Adler Hraesvelgr. Zwischen seinen Augen (halb auf dem Kopf, halb auf dem Schnabel) trägt er den allsehenden Habicht Vedrfölnir. Der Adler Hraesvelg und der Drache Nidhöggr können sich auf den Tod nicht ausstehen und tauschen Beleidigungen und Boshaftigkeiten miteinander aus. Dem roten Eichhörnchen Ratatöskr fiel die wichtige Aufgabe zu, den ganzen Tag am Stamm von Yggdrasil von oben nach unten zu rennen und wieder zurück, um die jeweiligen Beleidigungen von Adler zu Drache und umgekehrt zu tragen. Nidhöggr beherbergt in seiner Mulde unter den Wurzeln noch viele andere bösartige Schlangen. Zwei von ihnen sind Goinn und Moinn, die fleißig an den Verwundungen von Yggdrasil mitarbeiten.

Im umgebenden seitlichen Geäst halten sich die vier Hirsche Dain, Dwalin, Dunnneir und Durathror auf. Sie fressen unaufhörlich von den frischen Blättern und zarten Knospen von Yggdrasil und sorgen so für ein gleichmäßiges Wachstum des Baumes. Falls ein Hirsch gerade mal nicht mit Fressen beschäftigt ist, bläst er einen Wind. Je ein Hirsch ist für den Nord-, Süd-, Ost- und Westwind zuständig.

Zwei wichtige Raben gibt es noch. Hugin (Gedanken) und Munin (Erinnerung) sind die ständigen Begleiter von Odin. Doch manchmal halten ihn wichtige Regierungsangelegeheiten von seinen Besuchen auf Midgard ab. Er schaut dort immer mal gerne nach dem Rechten. Nun hat er es sich zur Gewohnheit gemacht, die beiden Raben jeden Tag nach Midgard zu schicken und Neuigkeiten und Nachrichten auskundschaften zu lassen.

Die Geschichte über Yggdrasil zieht sich über mehrere Jahre und Jahrhunderte. Bei der Entstehung gab es die meisten Götter oder Lebewesen noch gar nicht. Diese Lücken will ich gerne in der Geschichte der Götter und ihrem Stammbaum schließen.