Fabelwesen und Fantasywelt auf House-of-Fantasy.de

Ragnarök – der germanische Weltuntergang

Ragnarök - der Weltuntergang der Germanen

Baldurs Alpträume beunruhigten nicht nur Frigg – Baldurs Mutter und Odins Ehefrau. Auch Odin befürchtete einen tieferen Sinn in diesen Träumen. Spontan sattelte er seinen achtbeinigen Hengst Sleipnir und machte sich auf den Weg zu Hel, dem Totenreich in Niflheim. Er ritt über die Regenbogenbrücke Bifröst, durchquerte Midgard und stieß schließlich in die Tiefen zur Göttin Hel. Dort passierte er den Wachhund Garm vor dem Eingang des Totenreiches und steuerte zielsicher das Grab einer bereits verstorbenen Seherin an.

Odin erweckte die Seherin mit seinen Zauberkräften aus ihrem Schlaf und fragte sie zunächst, warum die Hallen von Hel so kostbar geschmückt seien. Die Wände und Tische waren übersät mit Juwelen und Gold und es sah angerichtet aus, wie für ein großes Fest. Der Duft von frisch gebrautem Met durchzog alle Hallen, und wenn es nicht gerade das Totenreich gewesen wäre, hätte man es fast für gemütlich halten können.

Die Seherin antwortete auf Odins Frage: " Die Hallen werden für Balder geschmückt und der Met wird für ihn als Willkommenstrunk gebraut." Odin sah die Seherin entgeistert an und entgegnete: Wer sollte Balder nach dem Leben trachten – er ist der beste aller Götter und alle lieben ihn." Die Seherin lächelte wehmütig und entgegnete: " Der blinde Gott Höd wird den tödlichen Stoß durchführen, geleitet wird er aber von einem anderen."

Auf weitere Fragen Odins begann die Seherin die schlimmste aller Prophezeiungen zu verraten:

Die Prophezeiung der Seherin

Balders Ermordung wird die Götter erzürnen und sie werden nach dem Schuldigen suchen. Sie werden ihn finden und zur Strafe in Fesseln legen. Das Gift einer Schlange wird ihm unermessliche Schmerzen bereiten und die Welt wird erbeben. Mit der Ermordung von Balder wird das Gute und Schöne von der Welt entschwinden und das Schlechte und Böse wird größer und bedrohlicher.

Drei Jahre lang werden die Menschen sich erbittert bekämpfen und es folgt der grausame Fimbulwinter, der ebenfalls drei Jahre andauern wird. Der Fimulwinter ist die Eiszeit mit drei strengen Wintern, die von keinem Sommer und keiner Sonne unterbrochen werden. Unmengen von Schnee, klirrender Frost und eisige Stürme werden das Wahrzeichen dieses ewigen Winters sein.

Dann wird ein gewaltiges Erdbeben folgen, bei dem alle Fesseln gesprengt werden. Der Wolf Fenrir wird freikommen und Lokis Ketten werden zerspringen. Dies wird der Anfang von Ragnarök – dem Weltuntergang sein.

Der Aufmarsch der Herausforderer

Wenn Loki sich befreit hat, werden seine Kinder ihm zur Seite eilen. Jörmungard, die Midgardschlange wird sich bewegen und an die Oberfläche kommen. Dabei wird sie den ganzen Ozean aufwirbeln und Midgard wird vollkommen überschwemmt. Die Flut wird das große Schiff Naglfar – gebaut aus den Finger- und Fußnägeln der Toten, herbeischwemmen. Die Besatzung werden die Hrimthursen – die Frost-, Reif- und Eisriesen – sein und Loki ist der Kapitän. Mit seinem Steuermann Hrym wird die Naglfar zur großen Ebene Wigrid (auch Vigrid) geführt, wo die große Schlacht stattfinden wird.

Auf dem Wege dorthin stößt Hel mit ihren Ungeheuern und Toten aus ihrem Reich dazu.  Der Wolf Fenrir wird sich ihnen anschließen und ebenso Jörmungard, die ihr Gift versprüht und damit Luft, Wasser und Land in Brand setzt. Auf der Ebene Wigrid werden sie dann sogleich Stellung einnehmen.

Aufbruch der Götter

Jeden Morgen kräht auf Asgard der goldene Hahn, um die Götter für einen neuen Tag zu wecken. Auch an diesem Morgen wird er es tun, doch es wird das letzte Mal sein. Gott Heimdall – der Wächter der Regenbogenbrücke Bifröst – wird in sein Horn Gjallar blasen und die Götter von Asgard werden sich auf den Weg zur Schlacht begeben. Wenn alle Götter die schützende Burg Asgard verlassen haben, wird Loki mit den Riesen die Regenbogenbrücke zerstören und der Zugang wird für immer verschlossen sein.

Surtr, der Feuerriese wird mit seinem flammenden Schwert, den Eingang von Muspelheim verlassen und mit Loki gegen die Götter und die ehrenhaft verstorbenen Einherier antreten.

Die vernichtende Schlacht

Chaos und Dunkelheit wird herrschen, wenn die Menschen ihre liebsten Verwandten töten, Wölfe werden den Mond verschlingen und die Sonne steht schwarz und kalt am Himmel. Die Sterne werden vom Himmel stürzen, da dieser brennt und nichts mehr halten kann. Wenn all dies geschieht werden die Götter sterben. Odin wird von dem riesengroßen Wolf Fenrir gefressen. Aus Verzweiflung darüber wird Odins Sohn Widar den Wolf an seinem Maul auseinander reißen. Heimdall wird gegen Loki antreten und die beiden töten sich gegenseitig. Thor wird Jörmungard erschlagen, doch mit ihrem letzten Atemhauch stößt die Midgardschlange eine Wolke von Gift aus, der Thor dann zum Opfer fallen wird.

Midgard wird im Meer versinken und auf der Ebene Wigrid werden die Berge der Toten immer höher. Ob gut oder böse, es wird keine Sieger geben. Alle, die Riesen, die Elfen, die Zwerge, die Götter und die Menschen werden sterben. Denn kurz vor dem Untergang wird der Feuerriese Surtr gewaltige Feuer werfen, die die letzten Überlebenden auslöschen werden. Die neun Welten der Germanen werden verbrennen und sich in Asche auflösen. Auch die Berge der Leichname wird Surtr anzünden und vernichten.

Stinkend, zischend und brennend wird die Welt der germanischen Götter untergehen.

Das Ende wird der Anfang sein

Was wäre eine dramatische Geschichte ohne Happy End? Natürlich eine Katastrophe! Vermutlich kehrte Odin völlig fassungslos aus Hel nach Asgard zurück. Doch er wäre nicht Odin – der Gott mit den unglaublichen Kräften, wenn er nicht schon an einer Lösung arbeiten würde. Das Schicksal der Germanen ist nicht zu ändern – es kommt wie kommt, doch nirgendwo steht geschrieben, dass Geschichten nicht weitergeschrieben werden dürfen.

Schöne neue Welt

Es heißt, dass zwei Menschen Ragnarök überleben werden. Yggdrasil die Weltenesche ist nicht völlig verbrannt und zwischen ihren schützenden Zweigen hat sich das Menschenpaar Lif und Lifthrasir versteckt. Da das Land versunken und zerstört ist, werden sich die beiden zunächst vom Morgentau ernähren und ein neues Menschengeschlecht gründen.

Die Erde wird neugeboren aus den Wassern aufsteigen und herrlich grün und idyllisch ein neues Zeitalter ankündigen. Die Felder werden ohne Aussaat das Korn sprießen lassen und die Flüsse füllen sich mit den unterschiedlichsten Fischen. Bäume, Blumen und Sträucher werden die Welt schmücken und wunderbare Düfte werden übers Land ziehen.

Spielende Kinder im saftigen Gras werden eines Tages das goldene Schachbrett finden, mit dem die Götter sich viele Stunden die Zeit vertrieben haben und die Kinder werden sich an die Götter erinnern.

Wenn die Kinder sich erinnern, werden die Götter wiederkehren – doch nicht alle werden aus Ragnarök auferstehen. Aus dem Chaos von Ragnarök und dem Gleichgewicht der neuen Welt wird Odin als Allvater Fimbultyr wieder die Fäden in die Hand nehmen und eine neue schöne Welt schaffen. Seine Söhne Balder und Höd werden aus Hel zurückkehren. Ebenso werden die Söhne von Thor Magni und Modi wieder in Erscheinung treten und das Erbe ihres Vaters weiterführen. Odins Sohn Vidar überlebt Ragnarök ebenso wie Vali – ein Sohn den Odin mal mit der Riesin Rind nach Balders Ermordung gezeugt hatte.

Odin und seine Kinder werden sich versammeln und zum Idafeld gehen. Das Idafeld war die ehemalige Mitte der Burg Asgard. Dort stand die Ratshalle der Asen und der Versammlungsplatz der Göttinnen. Auf diesem Platz werden sich die Asen beratschlagen und weise für eine harmonische und perfekte Welt, ohne jede Spur von Bösem, sorgen. Wer weiß – vielleicht bauen sie auch ein schönes neues Asgard wieder auf?

Das einzige ungelöste Rätsel wird der Verbleib des Drachen Nidhöggr sein. Niemand wird wissen ob er überlebt hat und das Böse fortbestehen kann oder ob er für alle Ewigkeit vernichtet wird.

Wann Ragnarök genau über uns hereinbrechen wird, oder ob es schon längst geschehen ist, kann niemand genau sagen. Da einige Götter jedoch überleben werden, wird es wohl irgendwie weitergehen.