Dritter Himmel – Shehaqim - die ewige Verdammnis und die Belohnung im Paradies
Wie bereits im Zweiten Himmel beschrieben, mussten die Sicherheitsvorkehrungen in allen sieben Himmeln dramatisch erhöht werden. Die Seelen der Verstorbenen steigen nun nicht mehr automatisch in den Himmel auf, sondern werden von den Engeln auf der Erde abgeholt.
Der Regent des Dritten Himmels – Shehagim ist Anahel und er ist verantwortlich für die Sicherheit, um das Eindringen von Dämonen in diesen Himmel zu verhindern. Anahels engster Mitarbeiter ist Azrael, auch Todesengel oder Sensenmann genannt. Azrael befreit die Seelen der frisch Verstorbenen aus ihrem physischen Körpern und notiert bei der Geburt den Namen eines jeden Menschen in sein Büchlein. Wenn er die Seelen dann wieder abholt, wird der Name gestrichen und Azrael kann sicher sein, keinen Dämonen in den Himmel zu holen.
Landschaft des Dritten Himmels – Rundgang durch die Welt der Gegensätze
Erreicht man über den Treppenaufgang aus dem Ersten Himmel den Dritten Himmel, so kommt man genau im Mittelpunkt dieses Himmels an die Oberfläche. Übergangslos führt ein Weg nach Norden und einer nach Süden. Der Dritte Himmel ist unterteilt in zwei Hälften. Auf der nördlichen Hälfte befindet sich die himmlische Hölle. Sie ist ein furchtbarer Ort für verurteilte Sünder und gefallene Engel, die sich weder reuig zeigen noch jemals irgendetwas Gutes in ihrem Leben getan haben.
Tartarus der Ort der nördlichen Himmelshälfte
Das Gebiet der nördlichen Himmelshälfte trägt den Namen Tartarus und es ist ein grauenvoller Ort. Je weiter man sich nach Norden begibt, desto kälter wird es. Nach einem halben Tagesmarsch etwa, beginnt das eisige Ödland. Der Weg schlängelt sich steil aufwärts durch graue Eisflächen und die Luft surrt von einem merkwürdigen Rumpeln. Schließlich erreicht man ein Gebiet in dem der Boden unaufhörlich bebt und aktive Vulkane grotesk in der Eislandschaft ihr ätzendes Lava ausstoßen. An vielen Stellen ist die Oberfläche aufgerissen und nur der markierte Pfad bleibt vor unerwarteten neuen Kratern und Rissen verschont.
Feurige Flüsse brennen sich ihre Bahn durch das gefrorene Ödland und ziehen giftige Schwefeldämpfe hinter sich her. Die Luft ist verseucht und die Nebelschwaden werden in dieser unfreundlichen Berglandschaft immer dichter. Unheilvoll fressen Lavaströme sich in Richtung Süden und ziehen das Wasser des geschmolzenen Eises mit sich. Bis zur Grenze in der südlichen Hälfte erstarrt die Lava erkaltet in bizarren Formen und das Wasser fließt sanft weiter um dann als dichter Dampf die bewaldeten Berghänge von Eden zu befeuchten.
Doch am nördlichsten Punkt von Tartarus beginnt der riesige Höllenschlund. Was auf Raquia - dem zweiten Himmel nur Illusion ist, ist in Tartarus grausige Wirklichkeit. Giftige Feuer- und Schwefelseen blubbern im Inneren der Hölle. Überall ist es sengend heiß und scharfkantige glühende Felsen strahlen ungebremste Gefahr aus. Wahrlich kein gemütlicher Ort.
Die Bösen und Dämonen kommen nach Tartarus
Aus der Hölle im Dritten Himmel gibt es kein Entrinnen mehr. Die gefallenen Engel, die bei ihren Täuschungsmanövern mit den menschlichen Seelen gefasst wurden, sind mit schweren Ketten in den Tiefen der himmlischen Hölle eingekehrkert. Von grausamen Drachen und bösartigsten Dämonen werden sie unentwegt auf schlimmste Art gefoltert. Die oberste Himmelsleitung ist der Auffassung, das ein gnadenvoller Tod eine zu milde Strafe gewesen wäre, da die gefallenen Engel ja den ganzen Himmel in Gefahr gebracht haben.
Den menschlichen Seelen geht es nicht wesentlich besser. Sie haben zwar nur geringfügig weniger Qualen zu erleiden, aber immerhin ein kleines Fünkchen Hoffnung, dem ganzen Grauen zu entkommen. Um die Möglichkeit zu erhalten, der Hölle nach langer Zeit der Qual zu entrinnen, müssen die menschlichen Sünder ihre Brüder auf der Erde in deren Träumen und Visionen besuchen.
Dort haben sie die Aufgabe, ihnen vor Augen zu führen, welche Fehler sie begehen und welch falsche Wege sie einschlagen. Haben sie genug Überzeugungskraft und können einen Menschen bekehren, so erhalten sie die Chance aus Tartarus erlöst zu werden, wenn sie ihre Zeit abgesessen haben. Sie werden dann dem Jüngsten Gericht vorgeführt und bei guter Führung können sie auf eine Einweisung in den Fünften Himmel hoffen. Zeigen sie sich allerdings uneinsichtig, werden sie bis ans Ende aller Tage weiterhin in Tartarus schmoren.
Garten Eden - wo Milch und Honig fließen
Steht man an der Grenze zur südlichen Himmelshälfte, findet man sich in einer wunderschönen Berglandschaft wieder, die von saftigen Wiesen und blühenden Bäumen bewachsen ist. Hier am höchsten Punkt der südlichen Hälfte kann man das ganze Tal von Eden überblicken.
Eden ist ein Reich von unbegreiflicher und unendlicher Schönheit. Wiesen in allen Farben des Regenbogens erstrecken sich über diese friedliche Landschaft und Blumen von unvorstellbarer Vielfalt schmücken diesen Garten. Zahllose Bäume mit reifen Früchten, aller nur denkbaren Arten, durchbrechen regelmäßig die Blumenmeere.
Im Herzen von Eden führt ein kleiner Weg zu einem riesigen goldenen Tor. Es umschließt den Bereich zum Baum des Lebens und wird von dreihundert Cherubim bewacht. Würde sich trotz aller Sicherheitsvorkehrungen ein Dämon hierher verirren, so würde er ohne Umschweife von den flammenden Schwertern der Cherubim vernichtet werden. Die Früchte des Baum des Lebens verhelfen einem sterblichen Wesen zur Unsterblichkeit. Seelen von Verstorbenen, die sich zu Lebzeiten sehr stark für die Himmelsführer eingesetzt haben, werden mit den Früchten dieses Baumes belohnt.
Riesige Schwärme göttlicher Bienen produzieren Honig, dessen süßer Duft und Geschmack wie ein Opiat für die Seele ist. Dieser Honig wird mit dem kostbaren Mehl von Eden vermengt und daraus wird das bekannte Manna produziert. Zwei Flüsse, deren Quelle im Vierten Himmel ihren Ursprung hat, fließen sanft schlängelnd durch den Garten Eden. Ein Fluss ist aus Milch und Honig, der andere aus Wein und Öl. Sie schmecken köstlich und wer von dem Fluss aus Milch und Honig trinkt wird eine Pflanze, dem Trinkenden aus dem anderen Fluss wird die Seele eines Vogels geschenkt und er darf in dieser Lebensform wieder auf die Erde zurück.
Seelen, die in den Garten Eden geführt werden
Erleuchtete oder Heilige kommen in diesen Dritten Himmel um sich auszuruhen und zu warten, was nun weiter mit ihnen geschieht. Wer als treu und wahrhaftig vom Jüngsten Gericht berurteilt wurde, darf in den Garten Eden. Dort ist es prächtig und luxuriös. Im Gegensatz zu vielen anderen Seelen, dürfen diese Auserwählte ihre sterbliche Hülle behalten und sind in der Lage zu essen, zu trinken, alles zu berühren und ein ewiges Leben nach dem Tod in Glanz und Leichtigkeit zu führen.
Der Garten Eden im Dritten Himmel ist eine Belohnung für Güte und festen Glauben und scheint die Verwirklichung der Träume und Wünsche der dort lebenden Seelen zu sein. Alles was sich ein Mensch nur wünschen und vorstellen kann, bekommt er in diesem Paradies.
Eine Seele, die ihr Leben in der rauhen Wüste verbrachte, könnte Eden als eine luxuriöse Oase mit Palast als Zuhause sehen. Ein anderer könnte es als einen wunderschönen Garten voller jungfräulichen Frauen ansehen, die nur für die Erfüllung seiner Wünsche zuständig sind. Ein anderer wiederum könnte es als eine riesige Bibliothek mit endlosem Wissen ansehen, die endlich Antworten auf alle Geheimnisse geben kann. Die Wünsche eines jeden Einzelnen verwirklichen sich in diesem paradiesischen Garten.
Von diesen Seelen wird nun aber auch erwartet, dass sie den Engeln bei ihrer Arbeit helfen. Sie sollen die Bedürfnisse der Menschenkinder verstehen und vorhersehen. Ebenso sollen sie Fürsprecher und Helfer für ihre menschlichen Brüder sein. Viele der Engel kommen vorzugsweise in den Garten Eden, um sich mit den verbündeten Menschenseelen auszutauschen. Dort unterhalten sich die Engel mit den Heiligen, um einen Rat zu erhalten oder um einen Gefallen zu bitten oder einfach nur um die Komplexität einer Menschenseele zu verstehen. Da hier die Bestellungen ans Universum bearbeitet werden, sind die Engel natürlich froh um jede helfende Hand und vor allem, dass ihnen die Seelen erklären können, was die Menschen und Fantasiewesen da unten auf der Erde eigentlich wollen.